Das Wort Luxus bedeutet laut Brockhaus “1) Üppigkeit, Wohlleben”, zwei Begriffe, die in einer gesättigten Gesellschaft mit gegensätzlichen Qualitäten in Verbindung gebracht werden, etwa wie Schweinebraten und Yoga.
Um gleich damit rauszurücken: Ein Herwophon bietet keinen Ausstattungskomfort im Sinne technischer Üppigkeit, es ist zwar möglich, zehn Nummern einzuspeichern und per Knopfdruck abzurufen, aber ich vermute, das ist sehr kompliziert. Mit einem Herwophon kann man telephonieren, herwophonieren, und das vom Feinsten: Ertönt das Rufsignal, so begibt man sich gemessenen Schrittes auf das Herwophon zu und ergreift den geschmeidigen Höhrer aus zerknülltem Papier. Dadurch ist noch keineswegs eine fernmündliche Verbindung hergestellt. Erst, wenn man das Auflege- und Abhebepapier von der Gabel entfernt, entsteht der Kontakt, und man kann, den Höhrer bereits sprechbereit an Ohr und Mund, exakt im Augenblick des Verbindungsaufbaus entweder den eigenen Namen, Begriffe wie ein schneidiges “Hallo” oder “Guten Tag” oder nervenzermürbendes Schweigen in die Sprechmuschel schicken, also “Wohlleben” im schönsten Sinne. Im Brockhaus findet sich eine weitere Erklärung für Luxus, nämlich “2) Kostspieliger Aufwand, der den Rahmen der als normal empfundenen Lebenshaltung überschreitet.”. Ein Herwophon ist zwar nicht kostspielig, aber wer es sich leisten kann, so ein freundliches Telephon zu benutzen, der hat´s geschafft, dem kann keiner mehr was, kurzum, ein Herwophon ist eine besondere Form von Luxus.
|
![]() |
|
Aus Anlaß seines 150-jährigen Bestehens beauftragte mich der Bayerische Kunstgewerbeverein, eine Ausstellung zum Thema Licht zu kuratieren und dazu eine Ausstellungsarchitektur zu gestalten. Ich bemühte mich, eine Auswahl besonders gelungener Leuchten zusammenzustellen und bat jeden Designer, für die Ausstellung einen freien Beitrag zum Thema Licht enzusenden, um ihn im Schein der jeweiligen Leuchte zu präsentierten. Alle Präsentationselemente bestehen, ebenso wie die Schaufensterverkleidung aus dicken Styroporplatten. Galerie für angewandte Kunst, München © Herwig Huber 2001 |
|