Sommer 1989. Wir waren uns ganz sicher: Die Zeit ist reif, der Möbelhandel und der Kunde bewusst genug, um Abschied zu nehmen von furnierten Pressspangestellen, die Welt wimmelt nur so von besserem Stoff, jede Baustelle ist mit edleren Materialien ausgestattet, als das deutsche Schlafzimmer. Also entwarfen wir ein Bett nur aus Baumaterial: Schaltafeln, Gerüstdielen und Bauklammern. Ausdrücklich nicht im Sinne eines Kunstwerkes und somit elitären Einzelstückes, sondern als Serienmöbel, für jeden verfügbar.
Zunächst gewannen wir damit den Wettbewerb “design for euope”. Im Januar 1990 präsentierten wir das Stück auf der Möbelmesse in Köln, und fast die ganze Messe über stand eine Traube ernster Menschen um das Bett herum, um darüber zu diskutieren. Die FAZ brachte ein Bild des Bettes oben auf der ersten Seite des Feuilleton als Aufmacher für ihren Bericht über die Messe. Otto Sudrow, einer der Designpäbste jener Zeit, behauptete gar, unser Bett sei das interessanteste Werk der ganzen Messe, und nahm es spontan in eine Wanderausstellung auf, mit deren Zusammenstellung er gerade befasst war. An einem der letzten Messetage kam eine nicht nur elegant gekleidete, sondern zudem attraktive Dame auf mich zu und erkundigte sich, wer denn der Designer des Bettes sei. Bereitwillig gab ich mich als Mitautor zu erkennen, in der sicheren Erwartung, aus so hübschem Munde weiteres Lob hören zu dürfen. Knapp teilte sie mir mit, dieses Bett sei das mit Abstand hässlichste Möbelstück, das sie je gesehen habe. (2010)
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Bauklammern, Schaltafeln, Gerüstdielen Einzelstücke in Eigenproduktion © FAUXPAS (Peter Großhauser/Herwig Huber)1989 |
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